European Rowing Coastal & Beach Sprint Championships – La Seyne-Sur-Mer, Frankreich
Küstenrudern, eine Disziplin im Rudern, welche in Deutschland noch relativ unbekannt ist. Auch ich habe erst vor zwei Jahren das erste Mal richtig vom Coastal Rowing gehört, dabei gibt es die Coastal Regatten schon viel länger. Viele Nationen betreiben diese Disziplin bereits auf einem sehr hohen Niveau. Und das bekam ich bei der Europameisterschaft auch zu spüren.
Mein Saison 2023 endete früher als geplant. Im Juni fiel die Entscheidung, dass kein Frauen Achter zur WM fahren sollte. Ich hatte keinen Platz im Vierer ohne bekommen, somit stand für mich kein weiterer Wettkampf vom DRV auf dem Plan. Tim Grohmann ermutigte mich darauf hin, in Bremerhaven bei der EM-Qualifikation im Coastal Rowing Beach Sprint mitzumachen. Zusammen mit Karl Schulze und drei anderen SportlerInnen aus Dresden und Leipzig bin ich also nach Bremerhaven gefahren. Dort habe ich mich im Frauen Einer und im Mix Zweier mit Karl für die EM qualifizieren können.
Vergangenes Wochenende war es dann so weit. Wir haben uns auf den Weg nach Südfrankreich gemacht. Am Donnerstag angekommen, hatten wir direkt einen Zeitslot fürs Training am Strand. Ich habe beim Training auf richtiger Meeresbrandung schnell gemerkt, dass Wellen komplett anders sind als Wellen in Bremerhaven. Die Zeit für das Training war vom Veranstalter mit einer halben Stunde sehr knapp bemessen und am Freitag war kein Training am Strand möglich, nur im Hafen bei flachem Wasser.
Mehr oder weniger gut vorbereitet ging es am Samstag zu den Time Trials im Einer und Mix Zweier an den Start. Der Beachsprint wird wie bei der Ruderbundesliga im KO-System ausgefahren. Im Time Trial ist deswegen das Ziel, sich möglichst weit vorne zu platzieren, um im darauffolgenden Vorlauf einen vermeintlich langsameren Gegner zu bekommen. Im Einer und Zweier landete ich bzw. wir im hinteren Mittelfeld. Die Ausgangslage hätte also besser sein können.
Am Sonntag waren nahezu perfekte Bedingungen fürs Coastal Rowing. Wenig Wind und eine schöne Brandung mit ca. 1 Meter hohen Wellen, vor welchen ich allein vom ansehen Respekt hatte. Der Vorlauf im Mix Zweier war zuerst dran, so konnte ich mich mit Karl zusammen an den Wellengang gewöhnen. Irland saß schneller im Boot als wir. Beim Slalom um die Bojen in Richtung Wendeboje konnten wir mit kräftigen Schlägen aufholen, so dass wir gleichzeitig mit den Iren gewendet haben. Direkt danach haben wir eine Welle erwischt, auf welcher wir zurück „surfen“ konnten. Mit ausreichend Vorsprung zurück am Strand, bin ich aus dem Boot gesprungen und zum Zielbuzzer gelaufen. Im Viertelfinale am Nachmittag war dann Schluss. Die favorisierten Italiener waren schneller, allein schon, weil der italienische Schlagmann das Sprinten zum Boot und das schnelle Einsteigen perfektioniert hat.
Im Einer ist mir leider das passiert, wovor ich im Vorfeld bedenken hatte. Ich bin gut in das Boot reingekommen, auch wenn die Britin neben mir ein Stück schneller war. Bei der ersten Welle hat es mich vom Rollsitz gehauen, und zwar so, dass ich kurz anhalten musste, um mich wieder richtig hinzusetzen. Danach hatte ich keine Chance mehr die Britin einzuholen.
Rund um hat es sehr viel Spaß gemacht. Auch die Stimmung am Strand war super. Der Beachsprint ist definitiv um einiges actionreicher als ein normaler 2000 Meter Wettkampf, perfekt für Zuschauer.
Ende September werde ich noch bei der WM starten und hoffentlich über den Vorlauf hinauskommen.
Katja Fuhrmann