Kurzchronik – „100 Jahre Ruderverein in Laubegast“

Von der Gründung bis zum Krieg

Am 11. Februar 1921 wurde der Laubegaster Ruderverein unter dem ersten Vereinsvorsitz von Alfred Hofmann gegründet. Nach dem Erwerb von zwei Grundstücken und dem Bootshausbau verfügte der Verein ab 1923 über einen Ruderkasten, Umkleide- und Waschräume, einen Vereinsraum für die Sportler sowie eine Bootshalle für 30 Boote.

Schon im zweiten Vereinsjahr errangen Sportler im Vierer mit Stm. den ersten Sieg für den Verein. Im Jahr 1924 zählte der Verein bereits 76 ausübende und 34 unterstützende Mitglieder.

1926 bestimmte die Ruderordnung (§1) die folgende Ruderkleidung, welche sich in Teilen auch in der heutigen Vereinskleidung noch wiederfindet:

„Die Ruderkleidung besteht aus Schuhen, schwarzen Strümpfen, dunkelblauen Kniehosen, weißem Ruder- bzw. Rennhemd, weißem Schwitzer und weißer Kappe mit blauem, vierzackigem Stern.“

1928 konnte der Vereinsachter zur Regatta des Sächsischen Regatta-Vereins seinen ersten Sieg erringen. In den Jahren 1933-1945 war das Vereinsleben von der Ideologie der Nationalsozialisten geprägt, der Rudersport konnte aber weiterhin ausgeübt werden. Viele Vereinsmitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen und somit durften seit den Kriegsjahren auch Frauen im Verein den Rudersport ausüben. 1945 war der Ruderbetrieb vollständig eingestellt, der Volkssturm wurde im Bootshaus einquartiert.

 

Ab 1945 (die Nachkriegsjahre)

Es erfolgte der Zusammenschluss des Laubegaster Rudervereins und der Bootsabteilung (Kanu, Segeln und Rudern) des Turnvereins ”Frisch auf” (heutiges Kanu-Bootshaus Laubegaster Ufer 35) zur Sportgemeinschaft (SG) Laubegast, Sparte Wassersport.

Ein neuer Bootssteg wurde aus Baumstämmen errichtet, da der bisherige Bootssteg, aus etwa 16 m langen Baumstämmen, im Winter im Eis einfror und von diesem fortgerissen wurde. Die Anzahl der Vereinsmitglieder hatte im September 1947 mit 118 Mitgliedern die Mitgliederzahl der Vorkriegsjahre wieder erreicht. Kurz darauf traf die Beschlagnahmung aller 11 Vierer und des Achters für Reparationsleistungen nach Kriegsende an den Kriegssieger Russland den Verein hart.

Der Verein wurde einem Trägerbetrieb, dem „VEB (Volkseigener Betrieb) Zeiß Ikon“ (später Kombinat Pentacon), zugeordnet, wodurch die Reihe der Namensänderungen fortgesetzt wurde:

1949 Betriebssportgemeinschaft (BSG) Zeiß Ikon

1950 BSG Motor Dresden-Ost, Sektion Rudern.

In den 50er Jahren konnten mit Hilfe des Trägerbetriebes der Bootssteg durch einen Holz-Ponton-Steg ersetzt und nach und nach neue Boote (Gig- und Rennboote) angeschafft werden. Auch aufgrund der im Jahre 1953 erreichten Erfolge durch Vereinsruderer erhielt der Verein von der zentralen Leitung des SV Motor neue Boote sowie ein Motorboot. Mangels Transportmöglichkeiten wurden die neuen Boote auf den Schultern der Ruderer vom Güterbahnhof Dresden-Niedersedlitz bis ins vier Kilometer entfernte Bootshaus getragen.

Stark entwickelte sich der Wettkampfsport. Jährlich wurden bis zu 13 Regatten besucht und zahlreiche Siege errungen. Besonders erfolgreich war der Männervierer mit Stm., welcher ins Leistungszentrum, den Sportclub Einheit in Dresden, delegiert wurde. Im Jahr 1957 wurde ein weiteres Motorboot aus eigenen Mitteln gekauft. Ende der 50er Jahre begannen die Sportler, im Sommer wie im Winter, ihre Freizeit oder sogar ihren Urlaub mit gemeinsamen Aktivitäten zu verbringen – vom Wanderrudern bis zum Skifahren.

Die 60er Jahre waren geprägt von weiteren Modernisierungsarbeiten. 1960 entstand in Eigenleistung ein LKW-Bootsanhänger. In den Jahren 1962-1963 wurde eine Generalinstandsetzung und Erweiterung des Bootshauses durch den Anbau des Sanitär- und Garderobentrakts durchgeführt. Die Mitgliederzahl sank während der Bauarbeiten von 169 vor Baubeginn auf nur noch 69. Ein neuer Bootssteg (gebaut auf der Schiffswerft Laubegast) sowie ein neues Motorboot vom Typ „Neptun” gingen in Betrieb. 1966 wurde der Verein erneut umbenannt in die Betriebssportgemeinschaft BSG Pentacon Dresden.

1971 wurde das Trainingszentrum „TZ“ mit dem Ziel gegründet, Kinder und Jugendliche an den Leistungssport heranzuführen.

In der Folge sind die 70er Jahre geprägt vom Ausbau der Trainingsmöglichkeiten mit insg. vier neuen Übungsleitern, unterstützt durch je einen Verantwortlichen für die Motorboote und für Reparatur/Wartung der Boote, sowie Nutzung zusätzlicher Räume in näherer Umgebung als Krafträume. Zahlreiche Erfolge konnten in dieser Zeit errungen werden, so z.B. einige DDR-Meister- sowie Vizemeistertitel im Vierer mit Stm. und im Achter im Junioren- und Seniorenbereich.

Der Olympiasieg 1976 von Sabine Heß als Steuerfrau im „Vierer mit” bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal mit dem Boot des SC Einheit Dresden ist für den Verein ein ganz besonderes Ereignis.

In den 80er Jahren dominierte das Wettkampfgeschehen im TZ und bei den erwachsenen Vereinsmitgliedern. 1980 begann der erste hauptamtliche Trainer im TZ seine Arbeit. Beginnend mit Erfolgen bei der Kinder- und Jugendspartakiade reichen die errungenen Titel bis hin zu zahlreichen DDR-Meistertiteln sowie einem Juniorenweltmeister im Jahre 1984. Auch nahmen nun Ruderer des Vereins regelmäßig an den FISA World Masters teil und errangen 1988 den ersten „FISA Masters“-Titel für den Verein. Ein zweiter hauptamtlicher Trainer nahm 1987 seine Arbeit im TZ auf und endlich wurde die in Eigenleistung von Sektionsmitgliedern errichtete Sauna eingeweiht. 1988 erfolgte die Renovierung der Bootshausfassade und Erneuerung des Dachstuhls über dem Aufenthaltsraum. Der Trägerbetrieb VEB Pentacon stellte Material und Fachkräfte zur Verfügung, die Ruderer unterstützten die Arbeiten tatkräftig mit Eigenleistungen.

Bis 1989 wurden 22 Kinder und Jugendliche vom TZ an die Kinder- und Jugendsportschulen delegiert und der Verein erhielt zum dritten Mal die Auszeichnung „Vorbildliche Sektion des Deutschen Rudersport-Verbandes der DDR”.

 

Ab 1990 (nach der Wende)

Am 13. Dezember 1990 erfolgte die Gründung des Laubegaster Ruderverein Dresden e.V. (LRVD) als Nachfolger des am 11. Februar 1921 gegründeten Laubegaster Rudervereins mit 110 Mitgliedern. Am 01. Januar 1991 trat der LRVD aus der SV Praktika (Zusammenschluss der Sektionen der BSG Pentacon Dresden) aus.

In den 90er Jahren erlebte das Wettkampfrudern mit dem Besuch von Regatten in ganz Deutschland und im Ausland einen enormen Aufschwung. Die Erfolge reichten bis hin zu den Junioren-Weltmeisterschaften sowie den FISA World Masters. Ebenso lebte das Wanderrudern wieder auf. Seit 1992 wurde die Förderung der Ruderjugend zur neuen Hauptaufgabe des Vereins.

Ende der 90er Jahre ergab eine juristische Klärung der Eigentumsfrage am Vereinsgrundstück, dass der LRVD künftig Nutzer und Mieter am Grundstück/Gebäude bei der Stadt Dresden sein würde. Es folgten erneut Umbauten am Bootshaus sowie die Anschaffung von neuem Bootsmaterial und einem neuen Bootshänger. Weitere Vereinsmitglieder ließen sich zu Übungsleitern ausbilden und das Engagement des Vereins reichte von „Tagen der offenen Tür“ bis hin zu sozialen und gemeinnützigen Projekten, u.a. für Kinderheime.

Am 17. August 2002 traf die Jahrhundert-Flut den LRVD schwer. Es wurden sehr viele Boote und fast alle Einrichtungsgegenstände und Sportgeräte beschädigt, mit großem Einsatz der Mitglieder und großzügigen Spenden Dritter konnten die Schäden nach und nach beseitigt werden. Es folgte ein Erweiterungsbau, durch den mit einer Aufstockung ein Mehrzweckraum entstand und somit ein weiterer Trainingsraum eingeweiht werden konnte.

In den Folgejahren wurden wieder zahlreiche Siege und Platzierungen bei nationalen und internationalen Regatten, wie auch bei den FISA World Masters und bei Ergometerwettkämpfen durch Vereinsmitglieder errungen. Aufgrund von Spenden konnte der Bootspark wieder um einige Boote und Bootsmaterial erweitert und weitere Trainingsräume zur Nutzung eingeweiht werden. Auch das Vereinsleben gestaltete sich in den 2000er Jahren wieder außerordentlich vielfältig. Es wurden Trainingslager und Wochenendfahrten im Sommer und Winter organisiert. Die Teilnahme an Waldläufen, Schwimmwettkämpfen, Fußballturnieren oder am Wanderrudern wurden fester Bestandteil des Vereinslebens, genauso wie die jährlichen Vereinsfeste, das Anrudern oder die ab 2006 jährlich durchgeführten Januartrainingslager im Sportpark Rabenberg. Besondere Aufmerksamkeit seitens des Vereins erhielten die Kinder und Jugendlichen – nicht nur bei der sportlichen Ausbildung, auch bei geselligen Veranstaltungen, wie dem Plätzchenbacken.

In den 2010er Jahren nahm das Vereinsleben weiter an Fahrt auf. Wieder wurden bei nationalen und internationalen Regatten, über Junioren-Europa- und Weltmeisterschaften, U23-Weltmeisterschaften und Weltmeisterschaften der Senioren, bis hin zu den FISA World Masters Siege und Platzierungen errungen. Der Verein beteiligte sich an „Rudern gegen Krebs“, bot Schnupperkurse für Erwachsene an, präsentierte sich bei öffentlichen Veranstaltungen und erweckte neue und alte Traditionen zum Leben, wie z.B. Faschingsfeiern oder das „Neujahrsglühen“.

Bei dem Elbehochwasser im Jahr 2013 stand das Bootshaus erneut 1,30 m hoch im Wasser. Diesmal konnten aber durch die Aufstockung die Sportgeräte, Einrichtungsgegenstände und die Boote rechtzeitig hochwassersicher gelagert werden. Die Schäden in den Sanitärbereichen wurden durch eine grundhafte Sanierung beseitigt, wie auch die Schäden am Steg.

In demselben Jahr wurde erstmals ein Vereinssportler mit dem Nachwuchs-Förderpreis der Stiftung Sporthilfe Sachsen ausgezeichnet und zum Nachwuchssportler des Jahres 2012 gewählt. Im Jahr 2014 wurde der Verein als Talentstützpunkt des Jahres 2013 mit dem Nachwuchsförderpreis des Landessportbundes Sachsen ausgezeichnet. Auch in den darauffolgenden Jahren wurde die Kinder- und Jugendarbeit weiter ausgebaut: Jugendveranstaltungen (z.B. Übernachtungen im Bootshaus) wurden etabliert, Kooperationen u.a. in Form von GTA (Ganz-Tages-Angeboten) mit Schulen wurden eingegangen und mit dem Crowdfunding eine neue Finanzierungsform für einen Kindervierer erfolgreich erprobt. 2019 wurde der Verein daher für die gute Nachwuchsförderung mit dem Qualitätssiegel „Verein vorbildlicher Jugendarbeit“ ausgezeichnet.

Kurz vor seinem 100jährigen Jubiläum besann sich der Verein erneut auf eine seiner Traditionen – das Bauen. Beginnend mit dem Mitgliederbeschluss 2015, über den Erhalt der Zuwendungsbescheide im Jahr 2017, bis hin zur offiziellen Eröffnung am 10. Dezember 2019 schuf der Verein einen modernen Ersatzneubau der Bootshalle inkl. neuer Sport- und Funktionsräume.

Seit 2020 stand auch im LRVD das Vereinsleben ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Zeitweise war das Bootshaus komplett gesperrt und das Vereinsleben stagnierte. Trotzdem erfolgte Mitte September die Sanierung des Stegzulaufs und der Einbau eines neuen Hochwasserschotts am Tor. In dem kurzen Sportjahr war, neben Siegen und Platzierungen bei nationalen Regatten, der Höhepunkt die Goldmedaille einer Vereinssportlerin bei den U23-Europameisterschaften.

2021: das 100jährige Jubiläum steht vor der Tür und mit ihm auch die Corona-Pandemie, die alle Planungen über den Haufen wirft. Und gerade auch deswegen schaut der LRVD, sein Vorstand und seine Mitglieder, mit besonderer Aufmerksamkeit auf das bisher Erreichte sowie auf Bevorstehendes – um trotz aller Herausforderungen, auch unter komplizierten Bedingungen den Rudersport und das Vereinsleben erfolgreich fortzusetzen.

Ein großer Dank gilt all denen, die dieses Vereinsleben

in den letzten 100 Jahren

möglich gemacht und gelebt haben – Dankeschön!