World Police and Fire Games
Vom 22.-31.07.2022 fanden in Rotterdam / Niederlande die World Police and Fire Games statt. Diese werden seit 1985 im 2-Jahres-Rhythmus ausgetragen und sind inzwischen die zweitgrößte Sportveranstaltung der Welt, gern auch als die Olympischen Spiele für Angehörige von Polizei, Feuerwehr und Justizvollzug bezeichnet. Dieses Jahr nahmen fast 7.000 Sportler teil, welche in nicht weniger als 60 Sportarten nach Bestleistungen strebten.
Nach Los Angeles/USA 2017 und Chengdu / China 2019 waren es meine dritten WPFG. Und diese boten mir die Gelegenheit, neben dem Indoor Rowing auch Ruder-Wettkämpfe auf einer 2000m langen Regattastrecke zu bestreiten. Und ja, eben jene Spiele waren es, die mich motivierten, nach fast 20jähriger Pause vom Rudern wieder ins Boot zu steigen. Eine Entscheidung, die ich keine Sekunde bereue.
Die Wettkämpfe starteten für mich mit einer obligatorischen Trainingseinheit auf der Willem-Alexander-Baan. Hier traf ich auf die mir für den Doppelzweier zugeloste kanadische Kollegin Desiree Luebkemann und schnell stellte sich heraus, dass wir bereits 2017 in Los Angeles, wenn auch in unterschiedlichen Altersklassen, auf dem Ergometer aufeinandertrafen. Zunächst mussten die zur Verfügung gestellten Leihboote abgeladen und zusammengebaut werden, dann stand einer Trainingseinheit aber nichts mehr im Weg. Jetzt waren wir ein Team und die erste gemeinsame Trainingseinheit verlief sehr gut. Bereits am nächsten Tag stand dann mein erster Wettkampf, der Doppelzweier der Frauen über 2000m, an. Für uns beide war es Neuland, auf solch einer Anlage einen Wettkampf zu bestreiten. Und ganz ehrlich, wenn man zum ersten Mal vom Startbereich in Richtung Ziel blickt, dann ist da plötzlich eine gewisse Ehrfurcht vor den berühmt, berüchtigten 2k. Wir ließen uns davon aber nicht beeindrucken und holten Gold vor den Mannschaften aus Spanien und Irland. Am Sonntag, im Einer, waren wir dann Konkurrentinnen. Leider zeigte sich die Regattastrecke hier von ihrer berühmt-berüchtigten Seite, Seitenwind und hohe Wellen galt es zu meistern. Zudem wartete mit Femke Dekker eine Olympia Silbermedaillengewinnerin und zweifache Weltmeisterin auf uns. Femke gewann, wenig überraschend, Gold, ich erkämpfte mir, hinter Saskia Overwater, einer weiteren Niederländerin, unter wirklich schwierigen Ruderbedingungen Bronze.
Nach einem Ruhetag warteten in den drauffolgenden Tagen nun vier Ergometer Wettkämpfe auf mich. Los ging es im Einzel über 500 und 2000m, welche ich nicht nur in meiner AK mit deutlichem Vorsprung gewann, sondern auch im Gesamtvergleich die jeweils schnellste Starterin war. Ich hatte diese Distanzen in L.A. und Chengdu gewonnen, damit war das Triple nicht nur perfekt, sondern gleich doppelt gelungen.
Am Mittwoch folgte der Team Wettbewerb über 1000m. Meine Partnerin war eine polnische Feuerwehrfrau, welche gerade mal Mitte 20 ist. Für mich bedeute dies, in die offene Klasse zu wechseln. Natalia Chrzanowska und ich verbesserten den 2007 aufgestellten Rekord von 1:44.9 auf 1:41.5 und sicherten uns damit erneut Gold.
Am nächsten Tag standen die Mixed-Doppel über 1000m an. Mit 8 gemeldeten Teams war der Finaleinzug garantiert und die Vorläufe entfielen. Mein Mixed-Partner David Thorley und ich traten als Titelverteidiger an und verteidigten in einem spannenden Rennen mit knappem Vorsprung unsere Goldmedaille aus Chengdu/China.
Im Ergebnis holte ich in allen Indoor Rowing Wettkämpfen, für mich unerwartet, das Triple. Gold in L.A. 2017, Chengdu 2019 und Rotterdam 2022.
Last, but not least, wartete am Tag der Abschlussfeier noch das Boat Rowing in einer typischen Schaluppe auf mich. Für mich war es vor allem eine einmalige Gelegenheit, in diese typisch niederländische Version des Ruderns hineinzuschnuppern. Der Bewegungsablauf ist ähnlich, die Boote aber deutlich breiter und schwerer als die üblichen Gig Boote. Es gibt zwar ein Stemmbrett aber keinen Rollsitz, sodass ein voller Einsatz des Oberkörpers gefordert ist, um angetrieben vom Steuermann, jeden Schlag möglichst effizient auszuführen. Insgesamt wagten sich 5 ausländische Starter an diesen niederländisch dominierten Sport. Am Ende landeten wir alle in einem Mixed-Boot, welches zudem eine Frauenquote von 50% aufwies. Und auch hier kreuzten sich wieder die Wege der Ruderer, dieses Mal waren Saskia, welche im Einer Silber gewann, und ich im selben Team.
Gestartet wurde das Rennen für alle Boote der 10 km sowie 15 km Distanz als Massenstart auf dem Fluss Maas. Das allein war schon ein Erlebnis. Entlang der Strecke standen immer wieder Zuschauer und feuerten alle Mannschaften kräftig an. Mit lediglich einmal Training und 30 Sekunden Rückstand auf die siegreiche Besatzung errangen wir die Silbermedaille über die 10km Distanz.
Damit war die Medaillensammlung komplett.
Nach 7 Wettkämpfen konnte ich mit unglaublichen 7 Medaillen (5 Gold, 1 Silber und 1 Bronze) im Gepäck stolz die Heimreise antreten.
Yvonne